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Verzahnungsmesstechnik

Vorteile des Diametralen Zweikugelmaßes

Das Diametrale Zweikugelmaß (Symbol: MdK) ist ein beliebtes Maß zur Beurteilung der Zahndicke einer Verzahnung. Das MdK ist „nur“ ein Ersatzmaß. Man interessiert sich eigentlich für die Zahndicke. Diese war mit einfachen Mitteln nicht exakt zu messen (siehe Zahndickenmessung). Deshalb hat man sich Ersatzmaße wie das MdK, das Diametrale Zweirollenmaß, das Radiale Einkugelmaß, die Zahnweite und die Zahndickensehne überlegt.

Hintergrundinformationen

Hintergrundinformationen zum Diametralen Zweikugelmaß finden Sie hier:

Vorteile des MdK

Warum wird das Diametrale Zweikugelmaß gerne verwendet? Warum wird es gegenüber den anderen Ersatzmaßen bevorzugt?

Einfache Messung

Zunächst einmal ist das MdK einfach manuell zu messen. Man benötigt für die Messung kein 3D-Koordinatenmessgerät, sondern kann das Maß mit einfachen Handmessmitteln erfassen. Wobei „einfach“ relativ zu sehen ist. Ein normaler Messschieber reicht dafür nicht aus. Am einfachsten ist die Messung, wenn dafür eine spezielle Bügelmessschraube mit den passenden Kugeleinsätzen verwendet wird.

Bügelmessschraube Kugelmaßmessung
Bügelmessschraube für Kugelmaßmessung

Zuverlässige Messung

Durch die automatische Zentrierung der Kugeln in den Zahnlücken ergibt sich ein stabiler Kontakt mit den Zahnflanken. Die eingelegten Kugeln erlauben einen definierten Kontakt.

Diametrales Zweikugelmaß: Geradverzahnung mit ungerader Zähnezahl
Diametrales Zweikugelmaß: Geradverzahnung mit ungerader Zähnezahl

Auch weniger geübte Mitarbeiter können nach kurzer Übung das MdK zuverlässig erfassen. Im Unterschied dazu treten bei der Zahnweitenmessungen eher Unsicherheiten auf (Stichwort: Range of Rock). Die manuelle Messung der Zahndickensehne ist am unsichersten, da der Zahnkopf als Bezug genommen wird, um die Sehne am richtigen Durchmesser zu messen (siehe Zahndickenmessung). Da die Toleranz für den Zahnkopf deutlich größer ist als für die Zahndicke, führt das zu der höheren Unsicherheit.

Hohe Genauigkeit

Das MdK liefert aufgrund der stabilen Lage der Kugeln in den Zahnlücken eine gute Wiederholgenauigkeit der Messergebnisse.

Kein Einfluss der Exzentrizität

Ein weitere Vorteil ist, dass das Diametrale Zweikugelmaß von einer Außermittigkeit der Radachse nicht beeinflusst wird.

Diametrales Zweikugelmaß mit zentrischer Bohrung
Diametrales Zweikugelmaß mit zentrischer Bohrung

Es ist genau wie die Zahnweite bezugsfrei. Werte sind robust, da sie nicht von einer Außermittigkeit der Zahnradachse beeinflusst werden!

Exzentrische Bohrung beeinflusst das diametrale Zweikugelmaß nicht
Exzentrische Bohrung beeinflusst das diametrale Zweikugelmaß nicht

Kein Einfluss der Breitenballigkeit

Ist die Verzahnung mit einer Breitenballigkeit (Symbol: Cβ) versehen, führt diese zu Messunsicherheiten bei der Zahnweitenmessung und der Messung über Rollen. Bei der Messung über Rollen verhindert die Breitenballigkeit den linienförmigen Flankenkontakt. Die Zahnweitenmessung erfolgt im Normalschnitt. Das führt bei einer Schrägverzahnung dazu, dass die Kontaktpunkte an den beiden Zahnflanken auf unterschiedlichen Höhen entlang der Zahnbreite liegen. Da die Breitenballigkeit zu unterschiedlichen Zahndicken entlang der Zahnbreite führt, beeinflusst auch dies das Ergebnis.

Breitenballigkeit
Breitenballigkeit

Diese Nachteile zeigen sich bei der Kugelmaßmessung nicht, da beide Kugeln auf gleicher Höhe bezogen auf die Zahnbreite anliegen. Der punktförmige Kontakt zwischen Kugel und Zahnflanke wird durch die Breitenballigkeit nicht beeinflusst.

Verstärkung der Zahndickenabweichung

Zahndickenabweichung wird über das Diametrale Zweikugelmaß vergrößert abgebildet. Das hat seine Ursache in den geometrischen Verhältnissen (abhängig vom Eingriffswinkel). Eine Zahndickenabweichung kann sich im MdK-Maß ca. um Faktor 3 größer abbilden als bei der Zahnweite.

Universell einsetzbar

Das Diametrale Zweikugelmaß kann universell für alle Arten von Stirnrädern eingesetzt werden:

  • Außen- und Innenverzahnungen
  • Gerad- und Schrägverzahnungen
  • Laufverzahnungen und Passverzahnungen

Einschränkungen für Zahnweite

Die Zahnweite kann für gerad- und schrägverzahnte Außenverzahnungen eingesetzt werden. Bei Innenverzahnungen ist sie allerdings nur für Geradverzahnungen einsetzbar, nicht aber für Schrägverzahnungen. Zudem muss eine Schrägverzahnungen über eine Mindestzahnbreite verfügen, damit die Zahnweite gemessen werden kann (Messung im Normalschnitt).

Zahnweite identisch trotz variierender Anlage der Messflächen (= Range of Rock)
Zahnweite identisch trotz variierender Anlage der Messflächen

Einschränkungen für Zweirollenmaß

Das Diametrale Zweirollenmaß ist ebenso wie die Zahnweite nicht an schrägverzahnten Innenverzahnungen einsetzbar. Die Flankengeometrie (konkave Flanke, gewendelte Flanke über den Schrägungswinkel) erlaubt keinen eindeutigen Flankenkontakt der Messrollen. Auch beim MdR muss die Verzahnung über eine Mindestzahnbreite verfügen, damit sich die Rollen nicht über die Zahnbreite hinaus verschrauben. Dies würde dazu führen, dass die Messung außerhalb der Verzahnung erfolgt und eine erhöhte Messunsicherheit bedingen.

Schrägverzahntes Außenrad mit eingelegten Rollen
Schrägverzahntes Außenrad mit eingelegten Rollen

Einschränkungen bei Passverzahnungen

Kugelmaß ist bei Passverzahnungen zu bevorzugen vor dem Maß der Zahnweite (s. DIN 5480 Teil 15). Die Zahnweite ist bei Passverzahnungen nur eingeschränkt einsetzbar. Bei Innenverzahnungen ist sie nicht anwendbar. Selbst bei Außenverzahnungen ist sie aufgrund des großen Eingriffswinkels und der geringen Zahnhöhe der Passverzahnungen nur schwierig oder teilweise gar nicht messbar.

Fazit

Das Diametral Zweikugelmaß ist quasi der Alleskönner unter den Zahndickenmaßen. Es lässt sich für alle möglichen Stirnradverzahnungen einsetzen. Es lässt sich mit Handmessmitteln messen und ist einfach in der Handhabung. Die selbstzentrierende Anlage der Kugeln in den Zahnflanken führt zu stabilen und zuverlässigen Messergebnissen.

Ein paar wenige Nachteile sind noch zu nennen: Die Messung benötigt Messkugeln mit dem passenden Kugeldurchmesser für die Verzahnung. Die Punktanlage kann zu einem schnelleren Verschleiß der Kugeln führen als das bei Messrollen der Fall ist. Höhere Messkräfte können bei Zahnrädern mit kleinem Eingriffswinkel dazu führen, dass die Kugeln tiefer in die Zahnlücken gedrückt werden.

Wenn man diese Punkte beachtet, wird man mit dem Diametralen Zweikugelmaß zuverlässig die Zahndicke kontrollieren können.

Von Klaus Stein

Ich bin seit 20 Jahren in der Softwareentwicklung und in der Koordinatenmesstechnik tätig.
Die Verzahnungsmesstechnik ist mein Schwerpunkt.