Zwei Tage lang hat sich in Nürnberg alles um Verzahnungen und Verzahnungsmesstechnik gedreht.
Die Verzahnungsmesstechniktagung liegt hinter uns – und ich muss sagen, es hat sich gelohnt.
Die Themen waren gut aufeinander abgestimmt und hatten eine große Bandbreite: Von der Normung über neue Sensoren und Rauheitsmessung an der Zahnflanke. Interessant waren dabei vor allem auch die Beispiele aus der Praxis.

Beispiel: Geräuschentwicklung
Das Thema „Geräuschentwicklung“ wird mit der Elektrifizierung der PKW-Antriebe immer wichtiger. Der Verbrennungsmotor hat bisher alle Getriebegeräusche überdeckt. Bei einem Hybridantrieb ist der Verbrenner zwar noch vorhanden, trotzdem soll man das Getriebe auch während der elektrischen Fahrzustände nicht hören. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Hybrid- oder Elektrofahrzeug weniger Dämmung im Motorraum benötigt. Dort ist ja kein Diesel mehr, der abgeschirmt werden muss.
Aber wie findet man die Ursache für Geräusche? Das ist quasi die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Die Ursachen sind vielfältig. Liegt es an den Lagern oder an den Verzahnungen? Ist eine Welligkeit ursächlich oder gleichmäßige Winkelabweichungen an allen Zähnen? Vielleicht ist es auch ein wiederkehrendes Muster in den Teilungsabweichungen verursacht durch ein ungünstiges Zähnezahlverhältnis von Werkzeug zu Werkstück?!
Analyse-Ansätze
Die Ansätze für das Auffinden ist zunächst einmal der Kreuzaustausch. Einzelne Bauteile werden ausgetauscht und das Geräuschverhalten beobachtet. So kann man im ersten Schritt das Bauteil identifizieren: Lager oder Zahnrad? Welches Zahnrad in der Getriebestufe?
Danach geht es ins Detail. Kann man über die Messaufschriebe etwas erkennen? Reicht eine Standardmessung mit vier Zähnen aus oder muss die Verzahnung komplett vermessen werden, evtl. in mehreren Ebenen?
Eine Analyse-Software, die Messaufschriebe für die Profile/Flankenlinie übereinanderlegt oder Unterstützung bei der Welligkeitsanalyse bietet, ist sehr hilfreich.
Tagung verpasst?
Wer die Tagung verpasst hat, aber an den Vorträgen interessiert ist, kann sich den Tagungsband als PDF-Datei beim VDI bestellen. „VDI-Berichte 2393: Verzahnungsmesstechnik 2021“ kann unter https://www.vdi-nachrichten.com/shop/verzahnungsmesstechnik-2021/ bestellt werden (Kosten: 89,- EUR).
Fazit
Sehr erfreulich war, dass die Vorträge auf die Problemstellung fokussiert waren. Lösungen wurden aufgezeigt, dabei aber nicht spezielle Produkte in den Vordergrund gestellt. Man hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl einer Werbeveranstaltung.
Es war schön, viele bekannte aber auch neue Gesichter zu sehen. Vor allem war es endlich mal wieder eine Präsenzveranstaltung. Wie sehr das gefehlt hat, merkt man erst, wenn man dort war. Eigentlich hätte die Verzahnungsmesstechniktagung schon letztes Jahr stattfinden sollen. Wegen Corona wurde sie um ein Jahr verschoben. Dieses Jahr hat man sich bewusst gegen die Durchführung als Online-Veranstaltung entschieden. Das war die richtige Entscheidung. Zu einer Fachtagung gehört eben auch der gegenseitige Austausch über die Themen und das Kennenlernen und Networking.