Abweichung von der Bezugstemperatur

Die Beachtung der Bezugstemperatur (20°C) hat große Bedeutung für die Messung (siehe: Einfluss der Umgebung: Temperatur). Die Bezugstemperatur löst das Problem, das durch die Wärmeausdehnung verursacht wird. Das heißt, man darf unter keinen Umständen von diesen 20°C abweichen. Die Realität sieht anders aus – und dafür gibt es gute Gründe.

20°C können teuer sein

Die Klimatisierung eines Raumes kostet Energie. Der Energiebedarf hängt ab von der Größe des Raumes und von der zu überbrückenden Temperaturdifferenz (Temperatureinflüsse vs. Zieltemperatur). Als Temperatureinflüsse ist alles anzusehen, das den Raum davon abhält, auf seiner Zieltemperatur zu bleiben: Außentemperatur, Wärmestrahlung wie Sonneneinstrahlung, Werkstücktemperatur, Körpertemperatur der Menschen.

Da die Klimaanlage das ganze Jahr über laufen muss, macht es sich bei den Energiekosten deutlich bemerkbar, ob man 20°C oder z.B. 22°C als Zieltemperatur wählt.

hohe Kosten
hohe Kosten

20°C können kalt sein

Man glaubt es kaum, aber 20°C können kalt sein.

Wenn man einen ganzen Tag im Messraum bei 20°C gearbeitet hast, weiß man, was gemeint ist. Den erfahrenen Messtechniker erkennt man an seinem Pullover bzw. seiner Fleecejacke.

Zuerst freut man sich über die Klimatisierung. Mit der Zeit empfindet man die 20°C jedoch als unangenehm, deshalb die Jacke. Diese Empfindung birgt ein weiteres Problem: Wenn man sich unwohl fühlt (Temperatur, Beleuchtung, Lärm usw.), dann stört das die Konzentration. Der Messtechniker macht Fehler, was sich negativ auf die Messergebnisse auswirkt.

Frierende Person
Bild von Anrita1705 auf Pixabay

Lösung: Höhere Zieltemperatur

Selbst wenn die Energiekosten keine Rolle spielen, sollte man die Wirkung auf den Messtechniker nicht vernachlässigen. Deshalb ist es gängige Praxis, die Temperatur im Messraum auf 21° – 22°C zu erhöhen. Dies wirkt sich positiv auf die beiden genannten Probleme aus.

Jetzt weicht die Temperatur um 2° von der Bezugstemperatur ab. Das wirkt sich wieder negativ auf das Messergebnis aus. Auch dafür gibt es eine Lösung: Temperaturkompensation des Koordinatenmessgerätes.

Fazit

Die Bezugstemperatur ist ein gutes Mittel, um die Auswirkungen der Längenausdehnung in den Griff zu bekommen. Ein Abweichen von der Bezugstemperatur ist möglich, wenn das Messgerät über eine Temperaturkompensation verfügt. Eine etwas erhöhte Temperatur im Messraum kann aus wirtschaftlichen und messtechnischen Gesichtspunkten sogar sinnvoll sein.